Ihr kennt das sicher. Das Gefühl, wenn man kurz vor dem Explodieren ist. Diese Woche ist es mir wieder so ergangen. Mein älterer Sohn hat die Aufgabe übernommen, den Müll zu entsorgen. Doch er vergisst ständig darauf und wenn ich ihn anrede, dann motzt er rum und sucht Ausflüchte: „Ist ja noch gar nicht voll. Hab gerade keine Zeit. Hab ich schon dreimal gemacht diese Woche.“ Meist entfachen diese patzigen Antworten einen Wutausbruch in mir und er schleicht sich dann mit dem überfüllten Müllkorb von da neben. Ich bin dann zwar die „Überlegen“ und „Siegerin“, wenn er macht, was ich will. Gut fühle ich mich dabei aber nicht. Es kostet sehr viel Energie und außerdem wünsche ich mir einfach, dass Dinge, die wir vereinbaren, von selber erledigt werden. Ist ja eine Frage des respektvollen Umgangs miteinander.
Wenn-Dann-Weil-Deshalb – damit geht vieles leichter!
Diesmal hab ich mich an die Gewaltfreie Kommunikation erinnert und erst einmal tief durchgeatmet. Nein, ehrlich gesagt dreimal, denn ich war extrem wütend. Dann hab ich den Jungen an unseren Küchentisch gebeten, ihn ernsthaft angeschaut und mich in der GFK-Formel versucht.
Wenn ich sehe, dass du den Müll nicht rausträgst, dann fühle ich mich wütend und gleichzeitig traurig, weil ich gerne von dir respektiert werden möchte und möchte, dass du dich an unsere Vereinbarungen hältst. Etwas irritiert hat er mich schon angschaut, weil er eigentlich das übliche Donnerwetter erwartet hat. Anstatt dessen sprach ich eine GFK-Bitte aus: Deshalb bitte ich dich jetzt nocheinmal, dass du den Müllkübel in den nächsten Tagen im Auge behältst und wenn er bis oben voll ist, nimmst, und ihn zur Tonne rausträgst. Geht das?
Und siehe da, er stand auf, nahm den Müllsack, trug ihn hinaus und sagte dann, als er zurück kam, zu mir: Klar Mama, ist ja mein Job, den wir im Familienrat ausgemacht haben und ich werde mich jetzt darauf konzentrieren, dass ich das regelmäßig mache. Seither sind ein paar Tage vergangen und ich hatte keine Probleme mehr mit vollen Mistkübeln. Mal sehen, wie lange das anhält.
Jedenfalls merke ich immer dann, wenn es mir gelingt, die Gewaltfreie Kommunikation anzuwenden, dass ich mich danach viel besser fühle und unser Zusammenleben viel ruhiger und mit weniger Konflikten abläuft. Ich bin ja noch ganz am Anfang, deshalb gelingt mir das noch eher selten. Aber doch immer öfter. Und je mehr Erfolgserlebnisse ich dabei habe, umso leichter fällt mir die Anwendung der Wenn-Dann-Weil-deshalb Formel. Sie ist ja der Schlüssel zu respektvollen und wertschätzenden Kommunikation und eigentlich eine Frage unserer Haltung. Die kann man nicht so schnell verändern, doch steter Tropfen höhlt den Stein und je mehr man trainiert, umso mehr kann man die Ansätze verinnerlichen.
Buch-Tipp
Mehr dazu in dem Buch „Die Giraffensprache. Ein Lern- und Lehrbuch“ und dem Kinderbuch „Yana, Paul und die Giraffensprache“, die ihr beide in unserem ipi Shop findet, in der PDF-Lernunterlage Giraffensprache https://www.ipi.co.at/ipi-shop/ oder auch in diversen Artikeln im Blog https://www.ipi.co.at/thema/gfk-giraffensprache/
Und hier noch ein paar Übungen zum Reinschnuppern einfach gratis Downloaden:
Habt ihr ähnliche Erfahrungen wie die oben geschilderten? Dann gerne an mich schicken. Wir wollen auch immer wieder Beispiele aufzeigen, wie wir schwierige Situationen gut lösen können. Schreibt uns eure Erfahrungen zu Mobbing, Abwertung, Vor-Verurteilung, Anwendung der GFK usw. (natürlich ohne Namen und anonym) und wir versuchen dann Handlungsansätze aufzuzeigen, was wir dagegen selber tun können. Denn das liegt in unserer Hand und in unserer Verantwortung, respektvoll und wertschätzend miteinander umzugehen und negativen Strömungen entgegen zu treten. Kontakt: seinabalawieh@hotmail.de