Gerade in Zeiten wie diesen wird mir, seit fast dreißig Jahren im Schuldienst tätig, immer mehr bewusst, welch prägende Zeit die Schulzeit im Leben der Menschen ist.
Denken wir doch einmal an die eigene Schulzeit zurück. Jeder von uns kennt sie: den verhassten Lehrer und den Lieblings-Lehrer oder die Lieblings-Lehrerin! Und genau diese sind es, die uns irgenwie ein Leben lang begleiten. Denn immer wieder mal tauchen Erinnerungen an sie auf und Lebens-Situationen erinnern an ähnliche in der Schulzeit, die einen nachhaltig geprägt haben, .
Die verhasste Lehrerin war bei mir meine Englisch Professorin, ihr Name bleibt hier unerwähnt :-)! Aber warum ich sie gehasst habe, weiß ich noch sehr gut. Ich fühlte mich von ihr einfach ungerecht behandelt. Sie hat mir Kompetenzen abgesprochen, von denen ich überzeugt war, dass ich sie habe und auch Handlungen, die ich aus meiner Sicht nach bestem Wissen und Gewissen erledigt habe. Sie hat aus meiner Sicht dabei mein Bemühen nicht gesehen und nicht gewürdigt. Und das hat mich verletzt. Vielleicht hat sie das ja alles ganz anders erlebt.
Mein Lieblings-Lehrer, den gab es natürlich auch, war mein Musikprofessor Helmuth Gubi. Er hat mich ein Stück weit zu dem gemacht, was ich heute bin. Er hat Ideologien in mir geweckt, natürlich auch die Liebe zur Musik und was noch viel mehr zählt, er hat mir gezeigt, wie man Lernen möglich und erfolgreich macht, nämlich indem man die Herzen der Kinder erreicht. Er hat uns vorgelebt, dass man auch mal Mut zum Unkonventionellen haben muss und uns eingeprägt, dass man bei allem, was man tut das Menschsein nicht vergisst. Sein Wirken hat mich bis heute beeinflusst und geprägt. Und das ist ja schon ein ganzes Weilchen, denn ich bin ja nicht mehr ganz so jung.
Umso schöner ist es, dass auch ich immer wieder merke und manchmal auch direkt sehe, dass es mir gelingt, Spuren im Leben von Menschen zu hinterlassen. Wahrscheinlich sind es nicht immer nur ausschließlich positive Spuren, aber ich denke schon, dass das Positive überwiegt. Ich lasse euch, liebe Leserinnen und Leser, dazu an dieser Stelle einen Teil eines sehr persönlichen Briefes lesen, den ich vor ein paar Jahren bekommen habe und der mich in meinem Tun bestätigt.
Warum ich Ihnen das alles jetzt erzählt bzw. niedergeschrieben habe, hat einen sehr einfachen Grund:
In Zeiten wie diesen, in denen Lernen ausschließlich online passiert und man auf das Gemeinsame in der Klasse verzichten muss, merkt man noch einmal viel deutlicher, was Schule ausmacht. Nicht nur Wissensvermittlung und der Lernfortschritt, die prägend und wichtig sind …es sind auch oder vor allem die Spuren, die in den Herzen der Menschen hinterlassen werden. In diesem Sinne: ich freue mich schon auf den Moment, wenn wir wieder alle zurück in der Schule sind und uns Face to Face begegnen können.